Oplontis war wahrscheinlich keine eigentliche Kleinstadt sondern eher eine Ansammlung von luxuriösen Herrenhäusern, die entlang einer Straße lagen, welche das antike Neapolis, Herkulaneum, Stabiae und Pompeji verband. Diese These scheint durch die in der Zeit der Bourbonen begonnen und heute noch andauernden Ausgrabungen bestätigt zu werden, bei denen kunstvoll gestaltete Gebäude zum Vorschein kamen, deren Bauweise mit der typischen Architektur der antiken, der Freizeit gewidmeten Villen vergleichbar ist, während weder Werkstätten noch einfache Wohnhäuser ausgegraben wurden. Es kann folglich angenommen werden, daß das in einer herrlichen Meeresbucht gelegene Oplontis ein vornehmer Vorort von Pompeji gewesen sein muß, der hauptsächlich von begüterten Familien und Adeligen bewohnt war. Die beiden prächtigen Herrenhäuser Villa di Poppea und Villa di Crasso sind nicht nur aufgrund der antiken Architektur sondern vor allem wegen ihrer wertvollen Gemälde, die hier gefunden wurden, wichtige Zeugen der Vorzeit.
Die Villa Poppea besteht aus einem Hauptgebäude mit etwa einhundert Zimmern, die mit herrlichen Wandmalereien ausgemalt sind; dazu gehört
ein großzügiges, von Statuen umgebenes Schwimmbad. Bewohnt war die Villa bis 65 n. Chr., dem Jahre des Todes seiner Eigentümerin Sabina Poppea, der zweiten Ehefrau Kaiser Neros. Das Gebäude, das vom schrecklichen Erdbeben des Jahres 63 n. Chr. verschont geblieben war, wurde beim Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. zunächst unter dem vulkanischen Schlamm begraben und dann von Gestein und Asche bedeckt. Aus den Ausgrabungen konnte erkannt werden, daß das Haus zum Zeitpunkt des Ausbruches wahrscheinlich nicht bewohnt war (es wurden keine Haushaltsgegenstände gefunden) sondern gerade umgebaut wurde (bestimmte
Materialien, darunter mehrere Säulen, waren in verschiedenen Räumen der Villa gelagert wurden). Neben den Statuen und den Schmuckstücken die bei
den Ausgrabungen gefunden wurden, sind ins besonders die Wandmalereien interessant, da sie (ganz nach dem zweiten pompejischen Stil des I. Jahrhunderts n. Chr.) prospektiv gehaltene Darstellungen prachtvoller Bauwerke darstellen, die mit Kolonaten, Friesen und Tympanien
geschmückt waren, welche den Rahmen für Motive aus dem Alltag, Landschaften, geometrische Formen und viele andere Motive von lebhafter Farbgebung bildeten.
In unmittelbarer Umgebung der Villa Poppea liegt die Villa Crasso, die einem reichen Weinbauer gehört haben soll. Die verschiedenen Zimmer schienen weniger luxuriös als die der Villa Poppea eingerichtet gewesen zu sein und unterscheiden sich ebenfalls in der architektonischen Anlage, die sich im typischen Stil einer Landvilla präsentiert. Wie die Villa Poppea war auch die Villa Crasso nicht ständig bewohnt sondern diente ihrem Besitzer eher als Ferien- und Freizeitwohnung. Vierhundert Amphoren für Weinmost, die in einem Lagergebäude zum Vorschein kamen, sowie ein Haufen Granatäpfel, die wahrscheinlich zum Trocken gelagert waren, belegen die landwirtschaftliche Tätigkeit und den Reichtum des Besitzers.
Geführte Besichtigung von Pompeji, Herculaneum und Oplontis
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